29.05.2018

Bildung im Vorübergehen – Das Magniviertel macht sich auf - Die Straßengeschichte eines ganzen Viertels wird erlesbar

Von links: Giacobbe Matteo, Bettina Hofmann, Ingo Schramm, Helge Böttcher, Heike Zander, Jürgen Köpke, Henning Böger, Rüdiger Steinmetz, Karin Heidemann-Thien, Dr. Hans-Ulrich Ludewig.

Von Ackerhof bis Ölschlägern - das Magniviertel, eines der ältesten Viertel der Stadt Braunschweig - wird komplett mit den Straßennamenzusatzschildern im Projekt „Bildung im Vorübergehen“ bestückt.

Möglich ist das durch die Kooperation der Bürgerschaft Magniviertel e.V. mit der Bürgerstiftung Braunschweig. Nachdem bereits im Mai 2016 die Kuhstraße als erste Straße im Magniviertel beschildert wurde, wird am 29. Mai 2018 (um 11 Uhr, Ecke Ölschlägern / Am Magnitor / Herrendorftwete.) in einem zweiten Schritt die Beschilderung von zunächst sechs weiteren Straßen folgen: Ackerhof, Herrendorftwete, Karrenführerstraße, Langedammstraße, Magnikirchstraße und Ölschlägern. Die restlichen Straßen des Magniviertels werden in wenigen Wochen folgen.

Magni-Pastor Henning Böger, im Ehrenamt zweiter Bürgerschaftsvorsitzender, freut sich auf die für alle sichtbaren Informationen: „Alle Besucher können beim Bummeln nun die Geschichte unseres traditionsreichen Viertels mitlesen. Das ist im wahrsten Sinne des Wortes „Bildung im Vorübergehen“ für alle!“

Das Magniviertel ist damit das erste Stadtviertel, das spätestens im Herbst durch das Engagement der Bürgerschaft komplett mit Zusatzschildern versehen sein wird. Dies ist auch vor dem Hintergrund so besonders, weil hier noch heute auf engem Raum die meisten Fachwerkhäuser der Stadt zu finden sind und dem Besucher einen kleinen Eindruck vermitteln, wie wunderschön Braunschweig als ehemals größte Fachwerkstadt Deutschlands bis zum Oktober 1944 gewesen sein muss. Hier findet man anfassbare Stadtgeschichte auf Schritt und Tritt.

So ist z.B. das Haus Ackerhof 2 ist das älteste inschriftlich datierbare Fachwerkhaus Braunschweigs, es trägt die Jahreszahl 1432. Der Name Ackerhof bezieht sich auf den hier ehemals befindlichen mittelalterlichen herzoglichen Wirtschaftshof, später befanden sich auf der Fläche mehrere zum Residenzschloss gehörende Bauten.

Warum erfolgte nicht schon längst eine Beschilderung durch die Stadt?
Das hat den einfachen Grund, dass die Stadt grundsätzlich nur Namensträgerstraßen beschildert, nicht jedoch Straßen mit ortstypischem, historischem oder idiomatischem Hintergrund. Und gerade da fragt sich ja nicht nur der Besucher, was denn wohl z. B. der Name Ölschlägern bedeutet.

Im gesamten Viertel haben die Straßennamen stadtgeschichtlichen Bezug und sie folgen trotz Zerstörung im 2. Weltkrieg und baulicher Veränderungen zum großen Teil heute noch dem mittelalterlichen Verlauf.

Die Magnikirchstraße etwa trägt ihren Namen erst seit 1875/76, zuvor war sie Teil der jahrhundertealten Langedammstraße; die angrenzende Kirche St. Magni wurde 1031 geweiht, in diesem Zusammenhang ist die erste urkundliche Erwähnung des Ortsnamens Braunschweig zu verzeichnen. Da zeigt sich immer wieder: ohne Magniviertel geht es in Braunschweig nicht wirklich.

Schwierig war es für den Historiker Dr. Ulrich Ludewig, dem wissenschaftlichen Kopf hinter dem Projekt, die vielen Informationen zu einer Straße für ein kleines Schild aufzubereiten. Maximal 4 Zeilen darf so ein kleines Schild haben. Und das bei einer Straßengeschichte von teilweise mehr als 1000 Jahren.
Wer mehr lesen und sein Wissen vertiefen möchte, kann dies nach dem 29. Mai 2018 in den Langtexten auf der Homepage der Bürgerstiftung Braunschweig auf der Projektseite „Bildung im Vorübergehen“ tun. Hier findet er die komplette Historie einer Straße, ihre Namensentwicklung und Veränderung.

Das Projekt „Bildung im Vorübergehen“ startete im Herbst 2015 unter der Schirmherrschaft von Oberbürgermeister Markurth.
Die Bürgerstiftung Braunschweig ruft seitdem zu Spenden für dieses Projekt für „Wunschstraßen“ auf. Die Resonanz war und ist groß.

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